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03.01.2017 Neue Professur: Experimentelle Bildgebung

Prof. Dr. Holger Grüll an der Uniklinik Köln

Prof. Dr. Holger Grüll
Prof. Dr. Holger Grüll, Foto: Uniklinik Köln

Prof. Dr. Holger Grüll ist seit dem Sommer 2016 W2-Professor im Bereich “Experimentelle Bildgebung und bildgesteuerte Therapie” am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Er hat in Köln Chemie studiert und mit einer Promotion im Bereich Physikalischer Chemie abgeschlossen. Danach war er als Wissenschaftler im Bereich Nanotechnologie mehrere Jahre als Feodor Lynen Fellow der Humboldt Gesellschaft in den USA und danach in Israel tätig.

Im Anschluss daran startete Prof. Grüll eine Laufbahn in der industriellen Forschung als Scientist bei Philips Research in de Eindhoven (Niederlande). Seit 2004 war er dort verantwortlich für die Forschung im Bereich präklinische Bildgebung und bildgesteuerte Therapien. Im Jahre 2007 erhielt er einen Ruf an die Technische Universität Eindhoven im Bereich Biomedizinische Technologie als Teilzeit Anstellung in Kombination mit der Position bei Philips Research.

Der Lehrstuhl, den Prof. Grüll nun inne hat, beschäftigt sich mit neuartigen Bildgebenden Verfahren – wie der molekularen Bildgebung. „Hier untersuche ich neuartige PET- und SPECT-Tracer sowie Kontrastmittel, die zum Beispiel eine bessere oder frühere Diagnose von Krankheiten erlauben. Diese Verfahren können auch eingesetzt werden, um frühzeitig das Ansprechen auf neuartige Therapien oder Medikamente zu überprüfen“, erklärt Prof. Grüll.

Ein weiterer Schwerpunkt sind neue Therapiekonzepte, die beispielsweise in einem MRT durchgeführt werden. Ein wichtiges Beispiel ist hier ein neuartiges Ultraschallverfahren, welches es erlaubt, nicht-invasiv Tumore zu behandeln. Bei diesem Verfahren ist ein fokussierter Ultraschallkopf im Patientenbett des MRT’s integriert, welcher die Ultraschallwellen auf einem Punkt im Gewebe fokussiert und dieses erhitzt. Bildgesteuert können so Tumore lokal thermisch zerstört und schonend behandelt werden. „In den letzten Jahren habe ich maßgeblich an neuen Nanopartikeln gearbeitet, die bei Erwärmung mit Ultraschall Chemotherapeutika freisetzten. In Kombination mit dem Ultraschallverfahren kann so eine lokale Chemotherapiebehandlung des Tumors erfolgen, während das gesunde Gewebe deutlich weniger den Cytostatika ausgesetzt ist. In den vergangenen Jahren haben wir diese Verfahren hauptsächlich präklinisch entwickelt und getestet. Jetzt werden wir es Schritt für Schritt in die Versorgung überführen“, sagt Prof. Grüll.

Der 48jährige freut sich über die „fantastischen Möglichkeiten“ in der hiesigen Radiologie. “Die ersten Wochen hier in Köln waren sehr inspirierend, da die klinischen Fragen zu immer neuen Ideen führen. Auch der Kontakt zu anderen medizinischen Bereichen ist sehr gewinnbringend, ich erwarte viel aus Kombinationen von der lokalen Ultraschallbehandlung mit Chemo- und Radiotherapie, aber auch immunologische Reaktionen auf die Behandlung können zu ganz neuartigen Behandlungsmöglichkeiten führen“, erklärt Prof. Grüll.

"Zur Zeit bauen wir ein entsprechendes multidisziplinäres Labor zur präklinischen Bildgebung hier in Köln auf, welches mit all den technischen Möglichkeiten recht einmalig in Deutschland ist. Ich hoffe, dass möglichst viele Arbeitsgruppen von diesem Labor gebrauch machen werden, so dass wir es als eine Core-Facility der Fakultät betreiben können“, so Prof. Grüll.

Bezogen auf die Lehre hatte der studierte Chemiker immer viel Spaß daran, Studenten mit ganz verschiedenen Interessen und Schwerpunkten für ein Thema zu motivieren: „In meinen Fächern habe ich immer versucht, Studenten frühzeitig in die aktive Forschung einzubinden, so dass schon in den ersten Semestern der Bezug zur Anwendung hergestellt werden konnte. Ich hoffe auch in Köln ein ähnliches multidisziplinäres Konzept verwirklichen zu können. Außerdem freue mich darauf, wieder eine neue Arbeitsgruppe aufzubauen.“

Nach dem Studium in Köln und nach über 20 Jahren Auslandsaufenthalt ist Prof. Grüll mit seiner Frau und seiner 12jährigen Tochter von Eindhoven jetzt wieder zurück nach Köln in seine alte Heimat gezogen.